Pressemitteilung der HAWK | 29.08.2025
Moderner Lernort im historischen Fachwerkhaus
Internationale Studierende entwickeln Konzepte für HAWK-Gebäude
Ein rund 500 Jahre altes Fachwerkhaus in einen modernen und vielseitigen Lernraum umgestalten – diese Aufgabe alleine würde Architekt*innen und Innenarchitekt*innen bereits vor eine Herausforderung stellen. An der HAWK widmeten sich nun internationale Studierendengruppen diesem Auftrag. Neben den unterschiedlichen Sprachen und Arbeitskulturen barg das Thema für viele von ihnen einen weiteren Reiz: Ein Fachwerkhaus kannten die meisten der Austauschstudierenden aus ihrer Heimat nicht. Nun haben sie ihre Entwürfe präsentiert.
In der Lehrveranstaltung „International Studio“ arbeiten einmal im Jahr internationale und deutsche Studierende aus den Bereichen Architektur und Innenarchitektur in interdisziplinären Gruppen gemeinsam an einem Projekt. In diesem Jahr kamen sie aus Norwegen, Kanada, der Türkei, Spanien, Japan und Deutschland. Im Fokus stand das HAWK-Gebäude im Hof der Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit am Brühl in der Neustadt. „Wir versuchen immer, uns ein Gebäude zu suchen, bei dem wir einen Beitrag zur Entwicklung der Hochschule leisten können“, erklärt Günter Weber, Professor für Innenarchitektur an der HAWK. „Und dann ist uns dieses Gebäude eingefallen, weil es auch wirklich einen historischen Wert hat und gerade für internationale Studierende etwas Besonderes ist.“
Bis vor einigen Jahren wurde das Gebäude von der HAWK als Bibliothek genutzt, aktuell finden in dem Fachwerkhaus Vorlesungen und andere Veranstaltungen statt. „Dafür sind das Gebäude und die Ausstattung aber nicht ideal“, erklärt Weber. Die Aufgabe für die teilnehmenden Studierenden war es also, die historische Bausubstanz zu erhalten und gleichzeitig einen modernen, barrierefreien Lernort für Studierende zu schaffen. Dabei leitete Weber die Studierenden gemeinsam mit Dipl. Ing. Pia Danner und Dipl. Ing. Thomas Kauertz von der HAWK-Fakultät Bauen und Erhalten an. Martin Kuhlenkamp von der Fakultät Gestaltung unterstützte die angehenden Architekt*innen und Innenarchitekt*innen bei den Detailausarbeitungen und der Entwicklung ihrer Modellbauten. Bei der Präsentation der Entwürfe war außerdem Christopher Machold vom International Office der HAWK als Gastkritiker mit dabei.
Herausgekommen sind fünf unterschiedliche Entwürfe, die dem historischen Gebäude neues Leben einhauchen sollen: mit Lern- und Aufenthaltsbereichen, einer Bar, einem Wintergarten oder sogar einem Second Hand-Shop für Studierende. Für die Aufteilung des großen Raumes nutzten die Studierenden ganz unterschiedliche Ansätze: Glaswände, lange Paneele, die auch als Ausstellungsfläche dienen, oder einen neuen Anbau aus Beton.
Architekturstudent William McLeod aus Kanada verfolgte mit seiner Gruppe einen radikalen Ansatz: In ihrem Entwurf entfernten sie die Ausfachung an einer Wand des Gebäudes und legten so die Fachwerkbalken frei. „Unsere Idee war es, einen Bereich des Innenraums zu einem Teil des Außenbereichs zu machen“, erklärt er. Anna-Catharina Draeger kommt aus Norwegen und studiert Innenarchitektur. Sie legte mit ihrer Arbeitsgruppe einen besonderen Wert auf Nachhaltigkeit. „Gerade weil es sehr alt ist, wollten wir möglichst viel von dem Gebäude erhalten“, berichtet sie. „Und es hat wirklich Spaß gemacht. Wir haben uns mehr auf den Innenraum konzentriert und mit dem gearbeitet, was bereits da war.“ Mit viel Farbe, Sitzstufen und einem barrierefrei erreichbaren Garten entwarfen sie einen Ort zum Lernen und Wohlfühlen.
Neben dem Spaß barg die gemeinsame Arbeit aber auch die eine oder andere Schwierigkeit. „In Kanada haben wir eine sehr leichte, einfache Bauweise und hier ist es viel komplizierter“, beschreibt McLeod. „Deshalb musste ich viel recherchieren, wie die Gebäude hier überhaupt funktionieren.“ „Für mich war die größte Herausforderung die Sprachbarriere, berichtet sein Teamkollege Bennet Künzler, Architekturstudent an der HAWK. „Aber mit der Zeit haben wir viel voneinander gelernt, besonders, was die englische Architektursprache angeht.“
Auch die Zusammenarbeit in den unterschiedlichen Disziplinen Architektur und Innenarchitektur ist nicht immer einfach, weiß Pia Danner. „Die Studierenden mussten erst einmal herausfinden, wer was wie macht. Schraffuren zum Beispiel werden ganz anders dargestellt.“ Thomas Kauertz ergänzt: „Die Kandier*innen aus Vancouver kommen aus der ‚City of Glass‘. Da gibt es keine Häuser, die 100 Jahre alt sind und Fachwerkhäuser sowieso nicht. Von daher ist das für sie etwas komplett Neues.“
Mit den Ergebnissen waren die Lehrenden dann durchweg zufrieden: „Es war eine sehr gute Mischung unterschiedlicher Lösungen“, lobt Prof. Günter Weber. „Einerseits ist da der Respekt für dieses alte Gebäude und andererseits haben sie etwas Neues geschaffen. Es wäre schwierig, sich für einen Entwurf zu entscheiden.“
Weitere Informationen unter:
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In der Lehrveranstaltung International Studio arbeiteten Studierende aus 6 Nationen miteinander. Foto: © HAWK
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Anna-Catharina Draeger aus Norwegen präsentiert mit ihrer Gruppe ein besonders nachhaltiges Konzept mit dem Titel „Gather and Reuse“. Foto: © HAWK
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Dipl.-Ing. Thomas Kauertz (links) und Christopher Machhold vom International Office geben den Studierenden Feedback zu ihren Entwürfen. Foto: © HAWK
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William McLeod und Bennet Künzler präsentieren ihr Konzept für den Umbau des historischen Fachwerkgebäudes. Foto: © HAWK
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Die Studierenden des International Studio besichtigten zu Beginn des Projektes das Fachwerkhaus im Brühl. Foto: © HAWK