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  • Mercator One | © Jörg Hempel
  • Mercator One | © Jörg Hempel
  • Mercator One | © Jörg Hempel
  • Mercator One | © TECE GMBH, Emsdetten
  • Mercator One | © TECE GMBH, Emsdetten
  • Marcator One - Duisburg: Die Gebäudeform wirkt wie ein Fingerzeig für Passanten in Richtung Innenstadt.
    Copyright: Jörg Hempel
  • Marcator One - Duisburg: Die Gebäudeform wirkt wie ein Fingerzeig für Passanten in Richtung Innenstadt.
    Copyright: Jörg Hempel
  • Marcator One - Duisburg: Die Architekten setzen auf Baustoffe mit haptisch ehrlichen Oberflächen wie Beton, Stahl und Glas.
    Copyright: Jörg Hempel
  • TECEsquare Betätigungsplatten
    Copyright: TECE GMBH, Emsdetten
  • TECEfilo Betätigungsplatten
    Copyright: TECE GMBH, Emsdetten

Mercator One , Duisburg/ Deutschland

Architektur Wettbewerbs-Ergebnis

wa-ID
wa-2033602
Tag der Veröffentlichung
16.02.2022
Aktualisiert am
15.02.2022
Verfahrensart
Sonstiger Wettbewerb
Preisgerichtssitzung
01.06.2017
Fertigstellung
2020

Fotos: Jörg Hempel
Produktfotos: TECE GMBH, Emsdetten

Architektur: Hadi Teherani, Hamburg
Mitarbeit: Christian Troche, Anna Mass, Maciej Gerszewski, Xinghua Liu

Projektleitung: Bernd Muley

Projektdaten
Bauzeit: 2017 – 2020
Fläche BGF: 16.817 qm

Bauherr: DEVARIO Mercator One GmbH & Co.KG

Awards
2020 BDA Architekturpreis Rechter Niederrhein
2021 ICONIC AWARDS, Innovativ Architecture, Best of best
2021 ICONIC AWARDS, Innovativ Material, Best of best
2021 Heinze Architekten Award, Beste Nichtwohnbauten, Shortlist

 

STÄDTEBAULICHE EINBINDUNG - RICHTUNGSWEISENDER BAUKÖRPER
Den Portsmouthplatz vor dem Bahnhofsgebäude gab es vor 15 Jahren noch nicht. Seit dem Ende der 50er-Jahre trennte ein Graben für die Stadtautobahn Bahnhof und Innenstadt. Mit der Überdeckung dieser Schneise durch eine Betonplatte entstand im Jahr 2010 eine weitläufige Fläche, für deren stadträumliche Fassung im Jahr 2017 ein Wettbewerb ausgelobt wurde. Hadi Teherani Architects gewannen das Verfahren mit dem Entwurf für einen siebengeschossigen Riegel, der parallel zum Bahnhofsgebäude den Platz zur Mercatorstraße abschirmt. Dabei sollte der Blickbezug zwischen Bahnhof und Duisburgs wichtigster Einkaufsstraße, der Königsstraße, möglichst wenig gestört werden. Die Architekten entschieden sich deshalb, die Stirnseiten des Baukörpers gleichsinnig schräg anzuschneiden, sodass ein langgestrecktes Parallelogramm entsteht. So wird die Einmündung der Königsstraße vom Platz aus erkennbar, Passanten werden in Richtung Innenstadt geleitet. Zusätzlich verdrehen sich die Stirnseiten geschossweise um die beiden Gebäudespitzen.
Es entstehen zwei fächerartige treppenförmige Auskragungen, die sich auf 14 m addieren. Sie verleihen dem Baukörper eine skulpturale Qualität und generieren ein bemerkenswertes Entree zur Stadt mit hohem Wiedererkennungswert. Gleichzeitig verlängern sie den Baukörper in den oberen Geschossen und erhöhen die Geschossfläche. „Ohne die Auskragungen wäre das Gebäude nicht wirtschaftlich gewesen, und das trotz der erhöhten Kosten für die aufwändige Konstruktion“, erläutert Bernd Muley, der projektverantwortliche Architekt von Hadi Teherani Architects. Architektonische Raffinesse und wirtschaftliche Notwendigkeit gehen hier eine glückliche Symbiose ein.

BAUKÖRPER – AUSGEFEILTE GEOMETRIE
Nach dem Gewinn des Wettbewerbs übertrugen die Architekten die Auffächerung der Fassade von den Gebäudeenden auf die bis dato ebenen Längsseiten – nur deutlich subtiler. Auch diese drehen sich um die beiden Ecken mit der maximalen Auskragung geschossweise nach außen, sodass jedes Geschoss am gegenüberliegenden Gebäudeende bis zu 30 cm über das darunterliegende ragt. Es ist diese Mischung aus starker Geste und subtiler Variation, die dem Gebäude seine Eleganz und Dynamik verleiht.

FASSADE – STRENGE ZURÜCKHALTUNG
Einen Kontrapunkt zum komplizierten Formenspiel des Baukörpers bildet die klar gegliederte und zurückhaltende Fassade. Ein gleichförmiges Gitter aus Stützen und Decken streifen mit einem Raster von 2,70 m ist mit anthrazitfarbenen Aluminiumpaneelen bekleidet und prägt beide Längsfassaden. Die geschosshohen Fensteröffnungen bestehen aus einer großflächigen Festverglasung und einem schmalen Öffnungsflügel. Die beiden Eingänge liegen zur Stadt hin, sodass die puristische Ansicht zum Platz hin unangetastet bleibt. An den Stirnseiten entfallen die Fassadenstützen, wodurch sich horizontale Glasbänder bei jedem Fächerelement ergeben. Die vorspringenden dreieckigen Deckenuntersichten werden durch farblich individuell steuerbare LED-Streifen akzentuiert. Verdoppelte Fassadenfelder im Erdgeschoss verweisen auf die öffentliche Nutzung und öffnen sie zum Platz.

Ein Staffelgeschoss mit einer umlaufenden Terrasse schließt das Gebäude nach oben ab, während sich die Sachlichkeit der Fassade bis in die intimsten Innenräume fortsetzt und eine Linie mit den TECE Betätigungsplatten bildet. Flach aufgebaut und mit einer exquisiten Tastenmechanik ausgestattet, bleibt es auch in den Sanitärräumen vornehm und modern.

NUTZUNG – FLEXIBLE BÜROFLÄCHEN
Grundsätzlich folgt der Grundriss innen einer klassischen Dreibundtypologie mit zentralen Sanitärkernen, einer beidseitigen Erschließung und Arbeitsplätzen an der Fassade. Gegenwärtig sind alle Geschosse als moderne offene Bürozonen organisiert, die durch verglaste Lounge-Bereiche und Besprechungsräume gegliedert werden. Die Gebäudetiefe von im Mittel 16,50 m ist für einen Dreibund eigentlich einen Hauch zu knapp. Da sich aber die Längsfassaden gegenüber der Kernzone mit jedem Geschoss unmerklich etwas weiter nach Außen drehen, erhöht sich gerade in den oberen Ebenen die nutzbare Tiefe des Grundrisses. Bei der Mieterausbauplanung erzeugt die Anpassung des Möblierungskonzeptes an die leicht trapezförmigen Arbeitsbereiche angenehm differenzierte Grundrisse. Die schräg angeschnittenen Räume mit ihrer durchgehenden Verglasung bieten sich für repräsentative Kommunikationszonen an. Im Erdgeschoss öffnen sich Gastronomieflächen zum Platz und tragen so zur Belebung des öffentlichen Raumes bei.

HAUSTECHNIK – HOCHWERTIGER AUSBAUSTANDARD
Zu jedem Fassadenfeld gehört ein Fenster, das sich öffnen lässt. Zur hochwertigen Gebäudetechnik gehören außerdem Hybridsegel an der Decke, die eine mechanische Be- und Entlüftung der Räume gewährleisten und Aufgaben der Heizung, der Kühlung und der akustischen Dämpfung übernehmen. Der hohe Standard zieht sich durch den gesamten mieterunabhängigen Grundausbau bis hin zur Ausstattung der Nasskerne mit Großfliesen von Laminam und WC-Drückerplatten von TECE, die – so Projektleiter Muley – mit ihrem klassisch-reduzierten Design sowie ihrer bewährten Langlebigkeit den Bauherren überzeugten. Die eingesetzten TECEsquare Betätigungsplatten beeindrucken mit einer robusten Tastenmechanik und einer hochwertigen, gebürsteten Edelstahloberfläche.

Bei den Urinalmodulen werden TECEfilo Betätigungsplatten mit elektronischer Auslösung eingesetzt. Auch hier prägt der geradlinige flache Aufbau mit den harmonisch abgerundeten Kanten und der Edelstahloberfläche die hochwertige Optik – passend zum

ästhetischen Gesamtkonzept des Mercator One. Man bekommt eine Vorstellung von der optischen Geltungskraft, die TECE Betätigungsplatten auch in den öffentlichen und halböffentlichen WCs erlangen können, in denen Ästhetik nicht rundherum dominiert.

KONSTRUKTION – ANSPRUCHSVOLLER STAHLBETONBAU
Das Gebäude wird von einem Stahlbetonskelett getragen, die Decken spannen über sechs Meter von den aussteifenden Kernen auf die Fassadenstützen. Die Geometrie der Gebäudehülle führt jedoch zu anspruchsvollen Details. An den Längsseiten springt jede Deckenkante um bis zu 30 Zentimeter vor die darunterliegende Stützenebene, das zusätzliche Bewehrung und komplizierte Fassadenanschlüsse zur Folge hat. Der Bauherr stimmte diesen aufwändigen Punkten zu, weil die Mehrkosten durch den Flächengewinn der Auskragungen mehr als kompensiert wurden.
Die konstruktive Herausforderung waren die Fächer an den Gebäudeenden. Um deren Lasten aufzunehmen, ist das Gitter aus Fassadenstützen und Deckenplatten im Bereich der Auskragung als Vierendeel-Konstruktion ausgebildet. An den Kopfseiten wurde im Mittelbereich zusätzlich ein Paar schräg gestellter Betonstützen platziert, um hier die Deckenlasten abzutragen. Die daraus resultierenden Horizontalkräfte werden über die Decken in die beiden Kerne geleitet. Im Innenraum verweisen diese Schrägstützen auf die exponierte Lage bis zu 20 Meter über dem Platzniveau. Für diesen Bereich wurden aufwändige Verformungsberechnungen durchgeführt, um die Senkung der Betonkonstruktion nach dem Ausschalen sowie durch die spätere Montage von Fassade und Innenausbau zu ermitteln. Entsprechend wurde die gesamte Konstruktion überhöht ausgeführt. Wasserballasttanks simulierten in der Bauphase die Lasten von Fassade und Ausbau und wurden bei deren Einbau sukzessive abgelassen.

MATERIALIEN – EINFACH UND NACHHALTIG
Während bei Haustechnik und Konstruktion ein hoher Aufwand betrieben wurde, zeigt die Materialwahl aller Oberflächen eine spürbare Zurückhaltung. Die Architekten bezeichnen ihren Ansatz als „rough and tough“ und damit die Beschränkung auf naturbelassene Baustoffe mit haptisch ehrlichen Oberflächen wie Beton, Stahl, Glas, Keramik und Aluminium. Duisburg steht als Industriestadt für einen eher rauen Charme, für Kohle, Stahl, Currywurst und TV-Kommissar Schimanski. Auch die Lage in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof verlangte nicht nach einer elaborierten Glamour-Architektur. In diesem Setting behauptet sich das Mercator-Gebäude mit robuster Eleganz. So verdankt die Fassade ihre ruhige Großzügigkeit den kräftigen Einzelelementen. Sicherheitshalber ist das Blech der Alu-Paneele in der Erdgeschosszone einen Millimeter dicker, die Wände des Foyers bestehen ohnehin aus unverwüstlichem gewachstem Stahlblech.
Die Anwendung reiner Materialien, verbunden mit dem weitgehenden Verzicht auf Kunststoffe und jede Art von Verbundwerkstoffen, bietet zudem die Möglichkeit, das gesamte Gebäude sortenrein zurückzubauen und die Baustoffe als wertvolle Ressource wiederzuverwenden. Die Paneele der Fassade sind bereits das Ergebnis einer solchen Kreislaufwirtschaft. Sie bestehen zu 90% aus recyceltem Aluminium und reduzieren den erheblichen Primärenergiebedarf dieses Werkstoffs. Eine leistungsfähige Gebäudedämmung mit dreifacher Sonnenschutzverglasung, Wärmerückgewinnungsanlagen und Ladestationen für Elektroautos in der zweigeschossigen Tiefgarage passen zum hohen ökologischen Anspruch. Die umlaufende Terrasse bietet spannende Ausblicke auf einen Stadtteil, zu dessen Aufwertung das Mercator One selbst einen bemerkenswerten Beitrag leistet. Dieser wurde 2020 noch vor der Fertigstellung mit dem Architekturpreis BDA Rechter Niederrhein belohnt.

 

  • Marcator One - Duisburg: Die Gebäudeform wirkt wie ein Fingerzeig für Passanten in Richtung Innenstadt. | © Jörg Hempel
  • Marcator One - Duisburg: Die Gebäudeform wirkt wie ein Fingerzeig für Passanten in Richtung Innenstadt. | © Jörg Hempel
  • Marcator One - Duisburg: Die Architekten setzen auf Baustoffe mit haptisch ehrlichen Oberflächen wie Beton, Stahl und Glas. | © Jörg Hempel
  • TECEsquare Betätigungsplatten | © TECE GMBH, Emsdetten
  • TECEfilo Betätigungsplatten | © TECE GMBH, Emsdetten
  • Marcator One - Duisburg: Die Gebäudeform wirkt wie ein Fingerzeig für Passanten in Richtung Innenstadt.
    Copyright: Jörg Hempel
  • Marcator One - Duisburg: Die Gebäudeform wirkt wie ein Fingerzeig für Passanten in Richtung Innenstadt.
    Copyright: Jörg Hempel
  • Marcator One - Duisburg: Die Architekten setzen auf Baustoffe mit haptisch ehrlichen Oberflächen wie Beton, Stahl und Glas.
    Copyright: Jörg Hempel
  • TECEsquare Betätigungsplatten
    Copyright: TECE GMBH, Emsdetten
  • TECEfilo Betätigungsplatten
    Copyright: TECE GMBH, Emsdetten

1. Platz

Hadi Teherani Architects, Hamburg

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