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Kindergarten Algrund , Algund/ Italien

Architektur Wettbewerbs-Ergebnis

wa-ID
wa-2035705
Aktualisiert am
28.02.2023

Wie lautet der dritte Buchstabe von "wettbewerbe"?


Pressemittelung von feld72 Architekten ZT GmbH
 
Kindergarten Algund
 
Kategorie: Verhandlungsverfahren
Ort: Algund, IT
Fertigstellung: 2022
Auftraggeber: Gemeinde Algund
ProjektpartnerInnen:
Statik: Pfeifer Partners
Bauphysik, Haustechnik, Brandschutzplanung & Elektro: Energytech
Lichtplanung: Archiviva
Akustik: Archacustica
MitarbeiterInnen: Elisabetta Carboni, Therese Eberl, Marie Falser, Markus Gianmoena, 
Sebastian Gremmelspacher, Valentin Heuwieser, Gerhard Mair
BGF: 1.269 m²
Fotos: David Schreyer
 
 
‘The most important thing is that structure and form leave the greatest space for future evolution, because the real and most important designer of the school should be the collectivity which uses it’ (De Carlo 1969: 32)
 
 
Erweiterung des deutschen und italienischen Kindergartens
 
Pädagogisches/räumliches Konzept
Die Erweiterung des Kindergartens Algunds von feld72 vereint eine konsequent ökologische Bauweise und die kindgerechte Umsetzung von Räumen, die das Forschen und die Begegnung in allen Bereichen in den Vordergrund stellen. Das Kind steht als Akteur*in im Zentrum. Dabei richtet sich die Raumgestaltung am individualisierenden Lernen, an der Selbstorganisation, dem Mitgestalten und am Schaffen von Begegnungs- und Freiräumen aus.
 
Intro
feld72 hat in Algund, oberhalb von Meran in Südtirol in Italien, einen Kindergarten erweitert. Der Bestand wurde im Jahr 1976 von Arch. Gutweniger Willy entworfen. Der originale Entwurf ist von mehreren eingeschossigen Baukörpern mit unterschiedlichen, versetzten Dachformen charakterisiert, die ein kindgerechtes Ensemble bilden. Dieses ist von einem weitläufigen Garten mit altem Baumbestand umgeben und befindet sich nicht weit vom Dorfzentrum in einer stark beruhigten Wohnzone.
Ursprünglich für drei deutschsprachige Kindergruppen konzipiert, beherbergt der Kindergarten inzwischen vier deutschsprachige und eine italienische Sektion.
Um diesem Zuwachs gerecht zu werden, wurde das Gebäude in den Jahrzehnten seit seiner Errichtung erweitert und aufgestockt. Am relevantesten ist der nördliche Zubau von 1987 für eine italienische Gruppe und die Aufstockung 2003 um Platz für eine weitere deutsche Gruppe zu schaffen. Die charakteristischen Innenhöfe wurden 2010 geschlossen, um weitere benötigte Ausweichräume zu schaffen. feld72 wurde beauftragt den Kindergarten entsprechend den Schulbaurichtlinien zu erweitern und aufzuwerten. Das übergreifende Prinzip war von Beginn an eine ganzheitliche ökologische Bauweise. Dieses wurde von den Architekt*innen im Dialog mit der Gemeinde und den Nutzer*innen weiterentwickelt und geschärft. Der Zubau ist ein leimfreier Massivholzbau, der den ökologischen Anspruch von der Fassade bis ins Interieur konsequent verfolgt und umsetzt.
Neben der puristischen ökologischen Bauweise stand für feld72 die räumliche Integration der Italienischen Gruppe im Fokus. Diese funktionierte bis zum Abriss und Neukonzipierung räumlich und sozial vollkommen isoliert von der deutschsprachigen Sektion. Zudem waren die Räumlichkeiten grundsätzlich dunkel und unattraktiv. Die gesamte Nutzung der Räume in Sinne einer offenen Lernlandschaft ermöglichte die Schaffung und Aktivierung von Begegnungszonen zwischen den deutschen Gruppen und der italienischen Sektion (Kinder und Pädagogen) und die niederschwellige Einbindung dieser. Der bauliche Eingriff bleibt insgesamt kompakt und respektiert den wertvollen alten Baumbestand.
 
Bauliche Setzung/Baukörper/formale Elemente
Der Zubau ist ein leimfreier Massivholzbau mit Holzfassade und begrünten Dächern. Die Erweiterung sieht ein in sich verschobenes zweigeschoßiges Gebäude mit zwei Satteldächern und einen ebenfalls zweigeschoßigen Baukörper mit Flachdach vor, das im nordöstlichen Teil des Grundstückes an das Bestandsgebäude anschließt. feld72 interpretiert formale Aspekte dezent weiter, um die neue Kubatur stimmig in die verschachtelte Bestandsituation einzufügen. Die Baukörper nehmen sowohl auf die bestehende Kindergartenstruktur als auch auf eine kindgerechten Maßstäblichkeit respektvoll Bezug. Der Kindergarten soll ein Ort sein, der die architektonischen Bedingungen für Geborgenheit und Freiheit schafft, die für die Entwicklung des Kindes wichtig sind. Der Zubau nimmt die Formensprache Gutweningers auf und strickt den Dialog zwischen Flach- und Schrägdächern weiter. Das Gebäude selbst bleibt dabei klar und setzt sich über die geschwärzte Lärchen-Stülpschalung der Schrägdachhäuser von seiner formalen Referenz ab. Die Verbindungsräume sind durch ihre Flachdächer und der naturbelassenen Bretterschalung erkennbar.
 
Raumanordnung
Der Kindergarten ist von einem großzügigen Garten umgeben. Das Gebäude wird über den bestehenden Zugang im Westen erschlossen. Im Norden – an der Schnittstelle zwischen Bestand und neuem Zubau – wird ein zweiter gleichwertiger Hauptzugang für eine italienische Sektion und zwei deutsche Sektionen angeordnet. Er mündet in ein großzügiges Küchenlabor und in die Mehrzweckhalle, die als Speiseraum genutzt wird. Diese verbindet den Zubau mit dem Bestandsgebäude und ist Begegnungsraum für die Nutzer*innen beider Sprachgruppen. Von der offenen Halle gelangen die Kinder über den gemeinsamen Gartenausgang ins Freie. Die zentral positionierte neue Hauptstiege und der Aufzug führen in das obere Stockwerk.
 
Im nördlichen Teil des Erdgeschosses sind eine offene Bibliothek und Medienraum und der Bewegungsraum angeordnet.
Über die neue Garderobe im Süden werden die Räume der italienischen Sektion erschlossen. Im Norden befindet sich die Sanitärgruppe und ein Büro, der Gruppenraum ist im Süden zum Garten hin ausgerichtet.
Im Obergeschoss befindet sich analog zum Erdgeschoss ein offener Forschungsbereich. Die zwei angeordneten Garderoben führen jeweils in einen Gruppenraum. Im Norden befinden sich ein Besprechungsraum für die Pädagogen, sowie ein Ruheraum und eine Holzwerkstatt. Zentral hinter dem Aufzug sind die Sanitärräume angeordnet. Im Osten direkt an den Gruppenraum und die Holzwerkstatt anschließend, öffnet sich eine überdachte Terrasse.
Das gesamte Gebäude wird als Lern- und Begegnungsraum verstanden: nebst den ausgewiesenen Gruppen- und Sonderräume sind auch die Verteilerflächen pädagogisch aktiviert. Die Ausreizung der integrativen Potenziale von Raumsequenzen zieht sich durch den gesamten Neubau. Gewollte räumliche Funktionsüberlappungen fördern die Kommunikation zwischen allen Nutzer*innen und werden so auch zu Begegnungszonen für die sprachlichen Gruppen.
 
Bildungsbauten Südtirol
Südtirol führt seit Jahren eine positive, konsequente Politik in Bezug auf Bildungsbauten. Dies hat eine Diskurskultur auf verschiedenen Ebenen angestoßen, die sich im finanziellen Engagement der einzelnen Gemeinden bis zur Kooperation der eigentlichen Nutzer*innen abzeichnet. Der allgemeine politische Wille innovative pädagogischen Konzepte zu fördern und baulich umzusetzen, hat neue Standards für öffentliche Bauten gesetzt. Die Umsetzung dieser Vorgaben ist von einem kontinuierlichen Dialog zwischen den diversen Akteur*innen und Nutzer*innen geprägt.
 
Materialität/ganzheitliche ökologische Bauweise
Die Gemeinde Algund war die treibende Kraft, die – zusätzlich zu den hohen pädagogischen Standards – auch den ökologischen Aspekt kompromisslos vorangetrieben hat. Diese Konsequenz führte nach intensivem Austausch der Architekt*innen mit den Gemeindevertreter*innen und Leiter*innen des Kindergartens zu der monolithischen schadstofffreien Massivholzbauweise und ermöglichte eine intensive Materialforschung, deren Resultate sich von der Fassade bis ins Interieur abzeichnen.
Der gewünschte leimfreien Massivholzbau kommt ohne Folien und zusätzliche Dämmung aus. Die Außenwände bestehen aus untereinander vernagelten kreuz- und lagenweise, flach angeordneten Nadelholzbrettern. Durch die eingefrästen Nuten entstehen Luftpolster, die den Dämmwert der Wand erheblich verbessern. Durch die gewählte Wandstärke kann auf eine Außendämmung verzichtet werden. Bestimmend für die Fassaden ist die dunkle, vorgehängte Holzschalung aus Lärchenbrettern, welche mit einem mit Farbpigmenten versetzten, schadstofffreien Leinöl gestrichen wurden. Dieser Prozess wurde direkt auf der Baustelle umgesetzt. Die Behandlung Vorort erforderte einen erheblichen Mehraufwand, da die Bretter üblicherweise automatisiert eine beheizte Spritzkammer durchlaufen. Auf der Baustelle wurden die Bretter zum Trocknen einzeln aufgestellt. Die hellen Flachdachbaukörper haben eine unbehandelte Lärchenbretterschalung. Das begrünte Steildach besteht aus einer leimfreien Massivholzdecke mit einer ökologischen Holzfaserdämmung.
In den Erschließungsbereichen wurden aufgrund der Brandschutzbestimmungen die Böden in geschliffenem Betonestrich ausgeführt, in den Gruppenräumen wurden – bis auf zwei mit Linoleumböden – unbehandelte massive Lärchenbretter verlegt. Dadurch musste auch beim Unterboden ein ökologisches Trockensystem verwendet werden.
Wo vom Brandschutz möglich, wurden im Interieur Holzwandverkleidung aus Weißtanne gewählt und die Gipsoberflächen mit Kalkfarbe behandelt. Die Fassade wurde mit Leinöl, die Fensterrahmen, Türen und Tischlermöbel mit einer ökologischen Lasur behandelt.
Die Innenräume wirken durch den Einsatz von Naturholzböden aus unbehandelten Lärchenholzbretter und Oberflächen aus Weißtanne heimelig. Dieser zum Teil experimentelle Einsatz der Materialen wurde von Seiten der Bauherr*innen und der Nutzer*innen unterstützt. Dies impliziert eine Offenheit in Bezug auf Materialalterung und Veränderung im Gebrauch: der Alltag darf Spuren hinterlassen.
Die Deckenverkleidungen in den Gruppenräumen sind mit unbehandelten Akustikpaneelen aus Weißtanne ausgeführt, während in den Erschließungsbereichen aus Brandschutz Gründen Gipskarton-Akustikdecken zum Einsatz kamen.
Die Innenwände wurden den jeweiligen Anforderungen angepasst: dort wo für den Brandschutz notwendig wurde eine zusätzliche Brandschutzplatte bzw. um die Akustik in der Turnhalle zu verbessern eine Vorsatzwand mit Dämmung angebracht. Die ökologische Konsequenz und das prozesshafte entwickeln des Zubaus in Algund sind noch weit von einem allgemein replizierbaren Standard entfernt und verlangen ein abgestimmtes Zusammenspiel von Politik, Architekt*innen, Nutze*rinnen, Fachplaner*innen bis zu den ausführenden Betrieben vor Ort.
 
Energiekonzept
Der Bestand und Zubau wird über Photovoltaik und einer neuen Geothermieanlage versorgt. Der Zubau erreicht eine KlimaHaus-A Einstufung. Bei der Wahl der Materialen wurde darauf geachtet, dass ausschließlich zertifizierte Materialen, die so weit als möglich umweltfreundlich und erneuerbar sind, angewendet werden. Die Flachdächer des Zubaus sind begrünt, dies wirkt sich positiv auf das Mikroklima aus und hilft zusätzlich gegen die sommerliche Überhitzung.
 
  • Kindergarten Algrund | © feld72 Architekten ZT GmbH
  • Kindergarten Algrund | © feld72 Architekten ZT GmbH
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  • Kindergarten Algrund | © feld72 Architekten ZT GmbH © David Schreyer Architekturbild & Freies Arbeiten
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