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Felix-Nussbaum-Haus , Osnabrück/ Deutschland

Architektur Wettbewerbs-Ergebnis

Dokumentation des Wettbewerbs
Dokumentation des realisierten Projekts:
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wa-ID
wa-2000738
Tag der Veröffentlichung
01.01.1996
Aktualisiert am
01.09.1998
Verfahrensart
Sonstiger Wettbewerb
Beteiligung
296 Arbeiten
Auslober
Preisgerichtssitzung
26.04.1995
Fertigstellung
08/1998

zeitreise in wa 6/2023 mit Alexandra Apfelbaum anlässlich des Dresdner Friedenspreises 2023.

Architektur
Daniel Libeskind, Berlin
Projektleitung: Markus Aerni · Barbara Holzer

Projektteam: Anne Marie O’Connor · Claire Karsenty · Ariel Huber · Lars Gräbner

Wettbewerbsteam: Robert Clairborne · Sang Lee · Dietmar Leyk mit Damon Caldwell Sonja Dinnebier · Elisabeth Govan · Bernd Lederle · Stephanie Reich

Projektdaten
Bauzeit: 1996 – 1998
Baukosten 14,6 Mio DM

Fachplanung
Landschaftsarchitekten: Cornelia Müller & Jan Wehberg, Berlin
Statik: Watermann-Dr. Ehlers, Osnabrück Bauphysik: Krämer-Evers, Osnabrück
Heizung/Lüftung/Klima: Jager & Partner, Osnabrück
Elektro/Sanitär: Hochbauamt, Osnabrück Lichtplanung: Dinnebier Licht, Berlin
Öffentliche Bauleitung: Reinders & Partner, Osnabrück

Bauherr: Stadt Osnabrück,
vertreten durch Kulturdezernat vertreten durch das Hochbauamt

Projektleitung: Hochbauamt Osnabrück

 

Nur einem glücklichen Zufall und dem entschiedenen Willen der Stadt Osnabrück ist es zu verdanken, daß der Name und das Werk Felix Nussbaums unter den Millionen ausradierter Namen und Werke der Vergessenheit entrissen wurden. Die Aufgabe, ein Museum zu errichten, das die künstlerischen Überreste Nussbaums bergen soll, wirft nicht nur Fragen architektonischer Art auf, sondern auch solche moralischen Charakters. Ich glaube, dass die Vernichtung jüdischer Kultur durch das Dritte Reich nicht allein mit moralischen Begriffen angegangen werden kann. Die verbliebenen Zeugen der Auslöschung der Europäischen Juden sterben aus. Die Gemälde Nussbaums sind deshalb mehr als nur Gemälde. Sie sind die immerwährenden Beweisstücke, die nun in einem neuen Kontext von Beteiligtsein und neuerlicher Bezeugung, die Geschichtsdarstellung in der Kunst zum Emblem des tatsächlichen Überlebens des jüdischen Volkes und der europäischen Zivilisation erheben. Jedes Element der Raumeinteilung, der Geometrie und des programmatischen Gehalts bezieht sich auf das paradigmatische Schicksal Nussbaums: das ihm von den Nazis wieder entzogene Rom-Stipendium, seine Zeit in Berlin, die Folgen seines dauernden Exils von Osnabrück, die Vergeblichkeit seiner Fluchtwege durch Frankreich und Belgien und letztlich seine Deportation und Ermordung in Auschwitz. Und dennoch: das ganze tragische Schicksal ist eingebettet in Nussbaums beharrliche Hoffnung auf eine letzte Gerechtigkeit. Nur die Lebensbahn Nussbaums kann das vorgeschlagene Schema erfüllen.
Teil dieses Entwurfauftrages ist es, die Nussbaum Sammlung Kollektion in einem neuen Museum unterzubringen sowie das gesamte historische Gebäudeensemle in einen neuen Zusammenhang zu setzen. Permanente Abwesenheit, das Museum des Nichtbezeugten und Nichterfüllten ist ein Museum das, sowohl das Todesverhängnis als auch die Bedeutung des unvorstellbaren Abgrundes des Holocausts zum Vorschein bringt. Besondere Aufgabe des Museums ist es, eine sentimentale Behandlung dieses Themas zu umgehen, um den historischen Kontext Osnabrücks durch die Eröffnung neuer kultureller Werte zu thematisieren. Die verschiedenen Bestandteile des neuen Komplexes sollen sich einmal zu einer einheitlichen Struktur verbinden und zusammenfügen, während sie zugleich einen fortwährenden Horizont des Unverbundenen, Unterbrochenen freilegen, der paradoxerweise wichtige Orte mit der Stadt und wesentliche geschichtliche Ereignisse mit räumlicher Erinnerung verkettet. Das neue Gebäude will aus diesem Grunde nicht durch eine neue äußere Form dominieren, sondern eher einem neuen, der Hoffnung gewidmeten Zusammenhang für das bestehende historische Museum und die Villa der Volkskundlichen Sammlung schaffen. Diese Gebäude behalten ihre gewohnte freistehende Gestalt, während der gesamte Ort um den Nexus einer neuen Topographie reorganisiert wird, die die Stadt auf sich selbst zurückwirft. Das Nussbaum Museum wird zu einer Verbindung mit der verlorenen Geschichte. Es agiert als Transformator, der die rätselhafte Unwideruflichkeit von Zeit und Schicksal übermittelt.
Der Besucher betritt seitlich den innerhalb der Galerie der Nicht Gemalten Bilder liegenden Nussbaum-Gang. Auf diese Weise manifestiert sich die Bedeutung des Eintritts in das Museum ohne Ausgang. Die Außenseite des Nussbaum-Gangs ist schiere Abwesenheit – das martervolle Leben Nussbaums: eine leere Leinwand – sie verweist auf die Absolutheit des Verbrechens und die Bedeutung dieses öffentlichen Ortes. Offenheit und Unvollständigkeit, beide für die Interpretation des Nussbaumschen Oeuvre wichtig, tun sich kund. Entlang des Nussbaum-Gangs finden sich Spuren des ehemals vielfältigen jüdischen Lebens in Osnabrück. Ist der Besucher einmal im Innern dieses verdichteten, mit dreieckigen Oberlichtern ausgeleuchteten Raums angelangt, sieht er sich mit einem verlagerten Volumen konfrontiert, das den vertikalen Eingang mitsamt den begleitenden Funktionen birgt.
Der Nussbaum-Gang macht den Museumskomplex sichtbar und trägt das Nachbild der unsichtbaren abgebrannten Synagoge. Der Besucher steht inmitten des prekären Gleichgewichts von Sammelbarem und Unsammelbarem, von Festhaltbarem und Verflüchtigtem. Der Nussbaum-Gang führt den Besucher durch die verdichtete Geometrie eines doppelten Blick Kegels, der (in die Zeit vor- und zurückreichend) die sichtbare und kinetische Verkörperung eines Davidsterns offenlegt, den Nussbaum als letztes, für Geburt und Tod stehendes Identifikations-Mal auswählte.

 

  • Lageplan | © Daniel Libeskind Architekt, Berlin
  • Erdgeschoss | © Daniel Libeskind Architekt, Berlin
  • Obergeschoss | © Daniel Libeskind Architekt, Berlin
  • Schnitt | © Daniel Libeskind Architekt, Berlin
  • Westfassade | © Daniel Libeskind Architekt, Berlin
  • Lageplan
    Copyright: Daniel Libeskind Architekt, Berlin
  • Erdgeschoss
    Copyright: Daniel Libeskind Architekt, Berlin
  • Obergeschoss
    Copyright: Daniel Libeskind Architekt, Berlin
  • Schnitt
    Copyright: Daniel Libeskind Architekt, Berlin
  • Westfassade
    Copyright: Daniel Libeskind Architekt, Berlin

1. Preis

Prof. Daniel Libeskind Architekt, Berlin
  • Felix-Nussbaum-Haus | © Daniel Libeskind Architekt, Berlin
  • Felix-Nussbaum-Haus | © Daniel Libeskind, Berlin
  • Felix-Nussbaum-Haus | © Daniel Libeskind, Berlin

2. Preis

Architekturbüro Prof. Giorgio Grassi, Mailand
  • Felix-Nussbaum-Haus | © Giorgio Grassi, Mailand
  • Lageplan | © Giorgio Grassi, Mailand
  • Felix-Nussbaum-Haus | © Giorgio Grassi, Mailand
  • Felix-Nussbaum-Haus | © Giorgio Grassi, Mailand
  • Längsschnit | © Giorgio Grassi, Mailand
  • Lageplan
  • Längsschnit

3. Preis

Herr Burghardt Grashorn, Oldenburg
  • Felix-Nussbaum-Haus | © Burghardt Grashorn, Oldenburg
  • Lageplan | © Burghardt Grashorn, Oldenburg
  • Felix-Nussbaum-Haus | © Burghardt Grashorn, Oldenburg
  • Felix-Nussbaum-Haus | © Burghardt Grashorn, Oldenburg
  • Lageplan

4. Preis

Geitner Architekten GmbH, Düsseldorf
  • Felix-Nussbaum-Haus | © Geitner Architekten GmbH, Düsseldorf
  • Lageplan | © Geitner Architekten GmbH, Düsseldorf
  • Grundriss und Ansichten | © Geitner Architekten GmbH, Düsseldorf
  • Ansichten | © Geitner Architekten GmbH, Düsseldorf
  • Schnitt + Ansicht | © Geitner Architekten GmbH, Düsseldorf
  • Grundrisse OG | © Geitner Architekten GmbH, Düsseldorf
  • Felix-Nussbaum-Haus | © Geitner Architekten GmbH, Düsseldorf
  • Lageplan
  • Grundriss und Ansichten
  • Ansichten
  • Schnitt + Ansicht
  • Grundrisse OG

5. Preis

Max Dudler, Berlin
  • Felix-Nussbaum-Haus | © Max Dudler, Berlin
  • Felix-Nussbaum-Haus | © Max Dudler, Berlin
  • Lageplan | © Max Dudler, Berlin
  • Erdgeschoss | © Max Dudler, Berlin
  • 1. + 2. Obergeschoss | © Max Dudler, Berlin
  • Längsschnitt | © Max Dudler, Berlin
  • Ansicht | © Max Dudler, Berlin
  • Ansicht | © Max Dudler, Berlin
  • Lageplan
  • Erdgeschoss
  • 1. + 2. Obergeschoss
  • Längsschnitt
  • Ansicht
  • Ansicht

Ankauf

Ahrens + Pörtner Architekten, Hilter a.T.W.
  • Felix-Nussbaum-Haus | © Ahrens + Pörtner Architekten, Hilter a.T.W.
  • Lageplan | © Ahrens + Pörtner Architekten, Hilter a.T.W.
  • Lageplan

Ankauf

Herrn Georg Konermann, Bonn
  • Felix-Nussbaum-Haus | © Georg Konermann, Bonn
  • Lageplan | © Georg Konermann, Bonn
  • Lageplan

Ankauf

Koch Panse Architekten, Hannover
  • Felix-Nussbaum-Haus | © Koch Panse Architekten, Hannover
  • Lageplan | © Koch Panse Architekten, Hannover
  • Lageplan

Ankauf

Prof. Ekkehard Bollmann · Margit Bollmann Eckhard Friedemann, Hannover
  • Felix-Nussbaum-Haus | © Ekkehard Bollmann · Margit Bollmann Eckhard Friedemann, Hannover
  • Lageplan | © Ekkehard Bollmann · Margit Bollmann Eckhard Friedemann, Hannover
  • Lageplan
Verfahrensart
Realisierungswettbewerb

Wettbewerbsaufgabe
Die Stadt Osnabrück beherbergt in ihrem Kul­turgeschichtlichen Museum als Sammlungs­schwerpunkt und bedeutendste Werksgruppe eine umfassende Sammlung des in Osnabrück am 11. 12. 1904 geborenen jüdischen Malers Felix Nussbaum.
Felix Nussbaum studierte ab 1923 Malerei in der damaligen Kunstmetropole Berlin. Nach einem Stipendiat der Villa Massimo in Rom 1932/1933 kehrte er nicht mehr in das nationalsozialistische Deutschland zurück. Er emigrierte 1934 über Oberitalien nach Belgien, dessen Bewohner auch nach gern Überfall durch die deutsche Wehrmacht· jüdischen Religionsangehörigen Schutz boten. Am 20. 06. 1944 wurde er auf­grund einer Denunziation verhaftet und über das Sammellager Mechelen nach Auschwitz deportiert. Im August wurden er und seine Frau dort ermordet.
Osnabrück besitzt mit ca. 130 Werken Nus­sbaums die umfangreichste Sammlung seiner Bilder in der Welt. Es befinden sich darunter nahezu alle seine bedeutenden „zeitgeschicht­lichen" Werke seit Juni 1942, in denen sich Nussbaum als unmittelbar Betroffener in seinen Bildern mit der Ausgrenzung und schließlich physischen Vernichtung der Juden in Europa beschäftigte.
Unter den gegebenen räumlichen Verhältnissen im Kulturgeschichtlichen Museum kommen gerade diese Bilder, die zweifellos zu den erschütternden Höhepunkten der Kunstge­schichte dieses Jahrhunderts gehören, nicht zur Geltung.
Für den Neubau des Felix-Nussbaum Hauses können nur Flächen im unmittelbaren Anschluß an das Kulturgeschichtliche Museum in Anspruch genommen werden, soweit sie als Gemeinbedarfsflächen sowie als öffentliche Grünfläche im derzeit rechtskräftigen Bebau­ungsplan Nr. 113 festgesetzt sind.
Die Höhenentwicklung der Neubebauung ist im Rahmen des Wettbewerbes zu klären, wobei die Würdigung der vorhandenen denkmalge­schützten Museumsgebäude hohe gestalteri­sche Anforderungen stellt.
Die Bebauung auf der Westseite des Heger-Tor­Walles ist durch freistehende Solitärbauten geprägt. Diese Charakteristik sollte bei einer Museumserweiterung auf jeden Fall beibehalten werden.
Auf den vorhandenen und mit Erhaltungsgebo­ten festgesetzten Baumbestand auf dem gesamten Gelände ist Rücksicht zu nehmen. Insbesondere die Großbäume müssen bei den baulichen Erweiterungen unangetastet bleiben. Eine Erweiterung des Kulturgeschichtlichen Museums mit direkter baulicher Anbindung ist grundsätzlich möglich, wenn die bei der Entste­hung schon im Altbau (Giebelseiten) vorberei­teten Wandöffnungen zur Anbindung von damals geplanten Erweiterungsbauten aufge­nommen und genutzt werden. Eine Überschrei­tung der vorhandenen Traufhöhen ist aus denk­malpflegerischer Sicht nicht möglich, ebenso ein historisierender Nachbau der ursprünglich geplanten Erweiterung. Der bisherige Haupt­eingang am Heger-Tor-Wall ist baulich unver­ändert zu erhalten, auch wenn eine andere Zugangssituation gewählt wird.
Das Raumprogramm mit ca. 1.350 m2 gliedert sich u. a. in Foyer ca. 40 m2 Cafeteria ca. 30 m2, Bibliothek ca. 35 m2, Wechselausstellung ca. 380 m2, Nussbaum-Sammlung ca. 300m2, Nussbaum-Grafiken ca. 70 m2, Nussbaum-Dokumentation ca. 40 m2, Verwaltung ca, 73 m2, Depot ca. 200 m2, Werkstatt/Lager ca. 100 m2.

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