Verfahrensart
EU-weiter, zweistufiger, offener, anonymer Realisierungswettbewerb mit anschließendem Verhandlungsverfahren
Wettbewerbsaufgabe
Mit Ankunft der ersten Gefangenen aus dem KZ Dachau wurde am 8. August 1938 das Konzentra-tionslager Mauthausen gegründet, das sich zu einem Netzwerk mit etwa 40 Außenlagern entwickelte. Eine Sonderstellung innerhalb dieses Lagersystems nahm das KZ Gusen ein, das ab Ende 1939 nur vier Kilometer entfernt errichtet wurde; Grund für die Standortwahl waren die dort existierenden Granitsteinbrüche. Ab Sommer 1943 verlor die Steinbruchindustrie zu Gunsten der Rüstungsproduktion an Bedeutung. Der Lagerkomplex Gusen mit den Teillagern Gusen I, II und III erreichte im Februar 1944 den Höchststand von mehr als 26.000 Gefangenen. Am 5. Mai wurden das KZ Gusen und das KZ Mauthausen von der US-Armee befreit.
In den vergangenen Jahren erwarb die Republik Österreich Grundstücke auf dem ehemaligen Lagergelände in Langenstein und St. Georgen an der Gusen. Diese sollen zu Gedenkorten gestaltet und mit der KZGedenkstätte Mauthausen sichtbar verschränkt werden. Die Gedenkstätte Gusen erfährt damit eine wesentliche Erweiterung.
Ziel des Wettbewerbs ist die Findung eines Entwurfs für die landschaftsplanerische, baukünstlerische und städtebauliche Gesamtgestaltung. In den Konzepten ist auf die Ausbalancierung der drei unterschiedlichen Aspekte des Erinnerungsortes als historischer Tat- und Leidensort, als gestalterischer Ort und als diskursiver Ort zu achten. Die Projekte müssen so konzipiert sein, dass sie jene Flexibilität aufweisen, die erforderlich ist, um auf mögliche Änderungen im Planungsbereich reagieren zu können.
Eine sichere, barrierefreie und intuitiv nachvollziehbare Besucherführung soll sich am gesamten Gelände orientieren, die einzelnen Bauplätze einschließlich der vier Kilometer entfernten KZ-Gedenkstätte Mauthausen miteinander in Bezug setzen und die Möglichkeit der Bereitstellung von historischen Informationen bieten. Dabei sind die vorhandenen Bauwerke für die vorgesehenen Nutzungen zu adaptieren und die Neubauten für die definierten Nutzungen zu planen.
Manche Innenräume und Außenbereiche (SS-Baracken, Besucherzentrum Gusen, Stollen „Bergkristall“) sollen im Zuge von Folgeprojekten mit Ausstellungen bespielt werden. Die Kuratierung und Gestaltung dieser Ausstellungen ist nicht Gegenstand des Wettbewerbs.
Fachpreisrichter*innen
Prof. Dr. Manfred Wehdorn, Wien (Vorsitz)
Prof. Hans Gangoly, Graz
Elisabeth Lesche, Berlin
Prof. Dr. Stefanie Endlich, UdK Berlin
Dr. Christian Dürr, Bundesanstalt KZ-Gedenkstätte Mauthausen
Dr. Tomasz Kranz, Staatliches Museum Majdanek
Univ.-Prof. Dr. Bertrand Perz, Universität Wien,
Wissenschaftlicher Beirat Mauthausen Memorial
Sachpreisrichter*innen
Reinhold Sahl, Burghauptmannschaft Österreich
Dr. Dr. Barbara Glück, Mauthausen Memorial
Prof. Guy Dockendorf, Comité International de Mauthausen
Christian Aufreiter, Bürgermeister Langenstein
Andreas Derntl, Bürgermeister St. Georgen/Gusen
Empfehlung des Preisgerichts
Das Preisgericht empfiehlt das Siegerprojekt zur Weiterbearbeitung.
Weitere Informationen zu dem Ergebnis unter:
www.gusen-memorial.org/de/Neugestaltung/Wettbewerbsergebnisse