Cold War Museum , Berlin/ Deutschland

 

Ausstellungsarchitektur

 

Adresse: Unter den Linden 14, 10117 Berlin, www.coldwarmuseum.de

 

Auftraggeber: CWM COLD WAR Museum GmbH, Berlin 

CEO Cold War Museum: Carsten Kollmeier

CFO Cold War Museum: Dr. Harald Braun

 

BGF: 1.600 m² 

Ausstellungsetagen: 2 

Eröffnung: November 2022

 

Architekt: Sergei Tchoban

Entwurf „Eiserner Vorhang“: Vanda Sakhatska 

Projektpartner: Stephan Lohre

Projektleiterin: Valeria Kashirina

Team: Lev Chestakov, Merle Kleinschumacher

 

Metallbau: Dieringer Blechbearbeitung OHG, Berlin

Graffiti Kunst: Enrico Mau aka Demut; Fabian Brückner aka Kirk 

Fußböden: Sika Deutschland GmbH, Stuttgart

Tischlerarbeiten: WEIGEL GmbH, Neustadt/Siebenhitz

 

Fotograf: Ilya Ivanov

 

 

Das im November 2022 eröffnete Cold War Museum Berlin befindet sich zentral in Berlin-Mitte auf dem Boulevard Unter den Linden zwischen Brandenburger Tor und Humboldt-Forum. Auf zwei Etagen und über 1.600 m² beleuchtet das High-Tech Museum 4.0 die unterschiedlichen Facetten des Kalten Krieges von 1945 bis hin zur Auflösung der UdSSR 1991 und macht mit interaktiven sowie virtuellen Anwendungen und ausgesuchten Exponaten Geschichte generationenübergreifend erlebbar.

 

Bei der Planung und Umsetzung der Ausstellungsarchitektur für das Museum wurde besonders hoher Wert auf Nachhaltigkeit und das Recycling der ursprünglichen Bausubstanz gelegt. Bis August 2019 befand sich in den zwei Etagen des Büro- und Geschäftshauses Unter den Linden 14, in denen heute die Ausstellung präsentiert wird, die Galerie einer deutschen Automobilmarke. Die räumliche Aufteilung der Präsentationsflächen, Treppenaufgänge, Emporen und Zuwegungen blieb weitgehend erhalten, der Hauptteil der früheren Einbauten wurde in das neue Konzept integriert. Bei der Wahl der beteiligten Firmen wurde auf Regionalität geachtet, die verwendeten Materialien wurden auf ihre Nachhaltigkeit hin geprüft.

 

Um das Foyer des Museums zu betreten, durchschreiten die Besucherinnen und Besucher symbolisch einen „Eisernen Vorhang“. Der Entwurf stammt von der ukrainischen Künstlerin Vanda Sakhatska. Die Installation nimmt die komplette straßenseitige Fensterfront ein und besteht aus 20 Walzstahlelementen, im oberen Teil durchlöchert mit den Porträts einer Auswahl von Politikern, die die Zeit des Kalten Krieges mitgeprägt haben, darunter Helmut Kohl, Ronald Reagan, Michail Gorbatschow, Josef Stalin, Winston Churchill, Harry S. Truman, Nikita S. Chruschtschow, John F. Kennedy. Die untere Hälfte zeigt lebensgroße Silhouetten von Menschen vereint unter dem Friedenszeichen der „Kampagne für nukleare Abrüstung“.

Bei einfallendem Tageslicht sind die Figuren und Porträts im Foyer klar sichtbar, tagsüber von der Außenseite nur schemenhaft erkennbar, entfalten die Lochmusterungen abends bei hell erleuchtetem Museum ihre Wirkung auch in Richtung des Berliner Prachtboulevards. Im Kontrast zum kalten, technischen, industriellen Stahl des „Eisernen Vorhangs“ erstrahlt der Boden des Eingangsbereich in leuchtendem Rot.

 

Die Ausstellungfläche im Erdgeschoss betritt man durch eine Eingangsschleuse. Gestaltet ist der Boden im ersten Ausstellungteil in einem schwarz-weißen Schachbrettmuster: Als lebende Schachfiguren tauchen die Besucherinnen und Besucher so in die Geschichte des Kalten Krieges ein.

 

Auf interaktiven Informationsmonitoren können zeitgenössisches Dokumentarfilmmaterial, Fotos, Animationen und Zeitzeugenvideos abrufen werden, ausgewählte Exponate präsentieren sich im Wechsel dazu in Schaukästen. Über einen QR-Code kann ein Audioguide aktiviert werden, die Besucherinnen und Besucher navigieren so mit dem eigenen Smartphone durch das Museum. Die Monitore sind in die mit beschichtetem rostrot-patiniertem Cortenstahl verkleideten Wände eingelassen, die das Motiv des "Eisernen Vorhangs" einem roten Faden gleich weiterführen. In dem bewusst reduziert beleuchteten Raum mit seinen dunkel gehaltenen Decken entfaltet das mit seiner Patina an alternde Industrieanlagen erinnernde Material seine volle Wirkung und Symbolkraft, ganz besonders im Zusammenspiel mit den von Enrico Mau aka Demut und Fabian Brückner aka Kirk mit Graffiti verzierten Wandbereichen. Der mit einer Berliner Straßenansicht gestaltete Ausstellungsabschnitt gegenüber der Treppe zum ersten Obergeschoss ist einer mit Virtual-Reality-Brillen erlebbaren Installation von Boris Hars-Tschachotin vorbehalten. Sie zeigt aus unterschiedlichen Perspektiven den berühmten „Sprung in die Freiheit“ des DDR-Polizisten Conrad Schumann am 15. August 1961 über den Stacheldraht der provisorischen Sektorengrenze an der Bernauer Straße, Ecke Ruppiner Straße in Berlin.

 

Die Wände des Treppenaufgangs zu den weiteren Ausstellungsbereichen sind ebenfalls mit aufwendigen thematischen Graffitis versehen. Der Blick von den oberen Stufen in Richtung Erdgeschoss fällt unweigerlich auf ein Doppelporträt von Nikita S. Chruschtschow und John F. Kennedy, das mit dem Slogan „Two sides, the same story“ den Roten Faden des Museumskonzeptes aufgreift und auf die internationale Komplexität der Epoche des Kalten Krieges verweist. Nicht von ungefähr springt den Betrachterinnen und Betrachtern aus dieser Perspektive auch hier wieder der Schachbrettboden des Erdgeschosses ins Auge.

 

Im Obergeschoss findet sich ein analoges Material-, Präsentations- und Gestaltungskonzept wieder. Zudem entstand hier der Nachbau eines DDR-Zimmers mit originalen Tapeten und zeittypischem Interieur. Vor den Augen der Besucherinnen und Besucher schwebt ein Nachbau des sowjetischen Satelliten Sputnik 1, zwischen den beiden Etagen des Museums ein Nachbau der „Fat-Man“-Atombombe, die am 9. August 1945 über der japanischen Stadt Nagasaki abgeworfen wurde. Von der Empore zum Eingangsbereich hin wird der Blick wieder auf den „Eisernen Vorhang“ sowie auf eine original Dvina S-75-Rakete gelenkt.