Bildungscampus und Sportpark Freiham , München/ Deutschland

Fotos:
Jens Weber / schürmann dettinger architekten / Landeshauptstadt München
Aldo Amoretti / Auer Weber


Auftraggeberin:
Landeshauptstadt München, Referat für Bildung und Sport, Baureferat (Projektleitung)

Hauptauftragnehmer und Wettbewerb
schürmann dettinger architekten
in Zusammenarbeit mit Auer Weber für die Planung der Campusmitte in den Leistungsphasen 2-5

Architekten Bildungscampus Schulen
schürmann dettinger architekten, München:
Ellen Dettinger, Felix Schürmann, Dirk Bauer (Projektleitung), Eileen Kühne (stellv. Projektleitung), Teresa Pacher, Sina Rup, Stefanie Lenerz, Nuria Portela, Victoria Modrego, Anna Schulte, Susanna Liedgens, Matthias Röckers, Jennifer Sebena, Anna Bumeder, Martina Stubenhofer, Tobias Pretscher, Viktoriia Khokhlova, Maximilian Blume, Kaspar Dettinger, Patrick Fromme

Architekten Campusmitte
Auer Weber, München:
Stephan Suxdorf (verantwortlich), Sascha Dehnst (Projektleitung), Martin Kirsch (stellv. Projektleitung), Daniel Muck, Jakob Plötz, Amirreza Badieizadeh, Jennifer Maier, Doris Binder und Besjan Rahmani

Projektdaten
Bauzeit; 2017 – 2019
Flächen:
BGF: 62.969 m2 (inkl. Tiefgarage)
NF: 36.274 m2 (inkl. Tiefgarage)
BRI: 269.658 m3
Genehmigte Projektkosten: 245 Mio. € brutto

Standort:
Helmut-Schmidt-Allee 41 - 45
Hildegard-Hamm-Brücher-Straße 3-5 81249 München

Fachplaner
Objektüberwachung: Wenzel + Wenzel, München
Freiflächenplanung: Keller Damm Kollegen, München
Projektsteuerung: DU Diederichs, München
Tragwerksplanung: Sailer Stepan Partner, München; Ingenieurbüro Krone, Berlin
Technische Ausrüstung (HKLS): Obermeyer Planen + Beraten, München
Elektroplanung: Ingenieurbüro Knab, München
Brandschutz: mhd Brandschutz, Ulm
Thermische Bauphysik, Wärmeschutz: Müller-BBM, Planegg
Verkehrsplanung: Vössing Ingenieurgesellschaft, München
Signaletik: Wangler & Abele, München
Küchenplanung: F&B Promotion Beraten und Planen, Gilching
Fachlehrsaalplanung: Dr. Heinekamp Labor- und Institutsplanung GmbH, Karlsfeld


Erläuterung der Architekten

Der neue Stadtteil Freiham ist eines der größten Stadtenwicklungsprojekte Münchens für 30.000 Bewohner. Als wichtiger Baustein dieses Areals und für die schulische Versorgung auch der umgebenden Stadtteile entstand der Bildungscampus als bisher größtes Schulprojekt der Landeshauptstadt. Er besteht aus Gymnasium, Realschule, sowie Grundund Förderschule und einer zentralen Mitte mit 2-fach Sporthalle, Bibliothek und Mensa und steht über 3.000 Schüler*innen zur Verfügung.

Das umzusetzende städtebauliche Konzept entwickelt eine starke Setzung in der Verknüpfung markanter, stadträumlicher Gliederungen und der kontrastierenden Forderung nach fließenden grünräumlichen Bezügen.
Die Baukörper besetzen nach außen die stadträumlich wichtigen Kanten des Geländes und markieren damit den Schulcampus in seinen äußeren Grenzen als Summe seiner Adressen. Schulen Mensa Sport.
Gleichzeitig fächern sich die Baukörper nach innen auf in eine den Lernhäusern entsprechende Vielgliedrigkeit und suchen eine enge Verzahnung mit dem Grünraum des Campus.
Realschule und Gymnasium bilden dabei das südliche Gebäude und Grundund Förderschule die Gebäudeeinheit im Norden. Die von allen Schulen genutzten Bereiche der Campusmitte (Mensa, Bibliothek etc.) sind im nordöstlichen Gebäude konzentriert, das sich sowohl zum Campus öffnet, aber auch das Bindeglied zum Quartier darstellt.
Alle 4 Schularten stehen über die Clusterung der Gebäude, die Identität der Fassaden und in der Verknüpfung durch den Campuspark in einem intensiven architektonischen, didaktischen und stadtgesellschaftlichen Dialog miteinander.

Eine Schule als Teil des Quartiers, eingefügt und verzahnt mit dem öffentlichen Raum des Quartiers. Das Gebäude wird Zeichen der Relevanz von Schule in unserer Gesellschaft.
Die regelhafte Struktur der Gebäudefinger verstehen wir als Abbild einer pluralistischen Gesellschaft in individueller Teilhabe am Ganzen. Alle vier Schularten verschmelzen über die Gestalt der Häuser und die integrative Kraft des offenen Campus zu einer erlebbaren Gemeinschaft.

Umbrandet vom Straßenverkehr am westlichen Stadteingang Münchens, markiert die starke städtebauliche Setzung der markanten Mauervolumen die Identität der Schulen.

Alle „Lernhäuser“ treten über Balkone in direkten Austausch mit dem Campus. Gleichzeitige Teilhabe und Sichtbarkeit aller an allem.

Der Campus individualisiert und integriert zugleich. Alle Schüler*innen und Lehrer*innen werden verknüpft zu einer offenen und durchlässigen Struktur. Zwischen den Schularten und zwischen den Menschen.

Der Offenheit im äußeren entspricht die Offenheit im Inneren. Angebote der Bewegung welchseln sich ab mit Angeboten des Aufenthaltes. Die Schulen sind transparente Gefäße ihrer selbst. Lernen wird sichtbar und motiviert gegenseitig.

Instruktion, Gruppen- und Einzelarbeit, lehrerzentriert und eigenverantwortet. Vielfache Lehr- und Lernsituation im Lernhaus, organisiert in gegenseitiger Sichtbarkeit wie eine kleine Stadt. Erstmals in München wird die Idee der offenen Lernlandschaft auf die Bereiche der Naturwissenschaft übertragen. Offene Experimentalflächen bieten Raum für Eigenengagement des Lernens.

Die Campusmitte formt den nordöstlichen Abschluss des Bildungscampus. Mit seiner großen Baumasse bildet das Haus sowohl den deutlich wahrnehmbaren, funktionalen Schwerpunkt des Campus, als auch im übergang vom künftigen Stadtplatz den selbstbewussten Auftakt in das Campusgelände hinein. Das Gebäude übernimmt damit auch die Funktion eines Bindegliedes zwischen schulisch dominiertem und öffentlich genutztem Stadtraum, wie sie sich in den inneren, teils öffentlich ausgerichteten Nutzungen des Hauses widerspiegelt. Das zu den lärmbelasteten Quartierstraßen massiv und geschlossen auftretende Haus öffnet sich mit seinen repräsentativen Nutzungen zur ruhigeren, parkähnlichen Landschaft des Campusgeländes.

Die massiven Bestandteile der Gebäudehülle bestehen aus hellem, sandfarbenem Sichtmauerwerk, die Fensterbänder als Pfosten-Riegel-Fassade raumseitig aus Eiche. Die Materialität und Farbgebung der Campusmitte – ein Zusammenspiel aus ruhigen, hellen und warmtonigen Materialien mit akzentuierenden Farbflächen – ist Teil des übergeordneten Gestaltungskanons, der sich an allen Gebäuden des Bildungscampus ablesen lässt.

Die Campusmitte umfasst die Klassenräume des Kunst- und Musikunterrichts, Werk- und Mehrzweckräume, die Campusbibliothek, eine Zweifachsporthalle für Grundschüler*innen sowie die zentrale Mensa- und Veranstaltungsfläche. Die im Erdgeschoss und im 1.Obergeschoss angebotenen Erschließungsflächen bilden die zentralen Begegnungs-, Aktion- sund Zirkulationsräume, um die sich die anschließenden Bereiche der Mensa, der Doppelsporthalle sowie der Schulund Bibliotheksflächen gruppieren. Zentrales Element der vertikalen Wegeführung ist die skulptural angelegte Himmelstreppe, die Eingangsebene und Obergeschosse miteinander verbindet.

Die großzügige, auf zwei Ebenen angelegte Mensafläche entwickelt sich über eine Sitzstufenanlage bis in das erste Obergeschoss und gliedert so die Gastbereiche in eine erdgeschossige Fläche der weiterführenden Klassenstufen und einen obergeschossigen Bereich der Grund- und Förderschüler*innen. Neben der schulischen Nutzung sind hier Veranstaltungen verschiedenster Art möglich. Die um ein Geschoss abgesenkte Zweifachsporthalle ist dem Unterricht für die Grund- und Förderschüler*innen vorbehalten, dient jedoch auch Nutzungen des Vereinssports.

Die Bibliothek sowie die Klassenräume für Kunst, Musik, Werken und Textiles Gestalten gruppieren sich um großzügige, schulisch nutzbare Werkhöfe. Eine Verbindungsbrücke ermöglicht im ersten Obergeschoss den witterungsgeschützten übergang zur westlich gelegenen Grundund Förderschule, deren Schüler*innen damit barrierefrei zur Campusmitte gelangen können, ohne Verkehrswege der weiterführenden Schulen kreuzen zu müssen.